Wenn die Gesundheit nicht mehr mitspielt – Ihre Rechte im Überblick
Nicht jeder kann gesund und leistungsfähig bis zur regulären Altersgrenze arbeiten. Eine Krankheit oder ein Unfall kann das Arbeitsleben vorzeitig beenden. Für diesen Fall gibt es in Deutschland die Erwerbsminderungsrente – eine wichtige Absicherung für Menschen, die nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr arbeiten können.
Doch wann hat man Anspruch auf diese Rente? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein? Und wie läuft das Antragsverfahren ab? In diesem Ratgeber erfahren Sie alles Wichtige rund um die Voraussetzungen der Erwerbsminderungsrente.
Was ist die Erwerbsminderungsrente?
Die Erwerbsminderungsrente (EM-Rente) ist eine Leistung der gesetzlichen Rentenversicherung. Sie tritt ein, wenn jemand aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage ist, in vollem Umfang zu arbeiten – unabhängig vom bisherigen Beruf.
Ziel der EM-Rente ist es, das Einkommen ganz oder teilweise zu ersetzen, wenn eine Erwerbsfähigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt eingeschränkt ist.
Wer hat Anspruch auf Erwerbsminderungsrente?
Ein Anspruch besteht, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
- Medizinische Voraussetzung:
- Ihre Erwerbsfähigkeit ist aus gesundheitlichen Gründen dauerhaft beeinträchtigt
- Eine volle Erwerbsminderung liegt vor, wenn Sie weniger als 3 Stunden täglich arbeiten können
- Eine teilweise Erwerbsminderung liegt bei 3 bis unter 6 Stunden täglich vor
- Versicherungsrechtliche Voraussetzung:
- Mindestens 5 Jahre (60 Monate) Pflichtversicherungszeit in der gesetzlichen Rentenversicherung
- Davon mindestens 36 Monate mit Pflichtbeiträgen in den letzten fünf Jahren vor Eintritt der Erwerbsminderung
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Wie wird die Erwerbsfähigkeit geprüft?
Die Rentenversicherung beauftragt in der Regel den medizinischen Dienst, ein Gutachten zu erstellen. Dieses prüft:
- Art und Schwere der Erkrankung
- Behandlungsverlauf
- Rehabilitationsmöglichkeiten
- Fähigkeit zur Tätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt
Der bisherige Beruf spielt dabei keine Rolle – entscheidend ist, ob eine andere Tätigkeit in Frage kommt.
Arten der Erwerbsminderungsrente
Volle Erwerbsminderungsrente
- Bei einer Erwerbsfähigkeit unter 3 Stunden täglich
- Anspruch auf die volle Rente
Teilweise Erwerbsminderungsrente
- Bei einer Erwerbsfähigkeit von 3 bis unter 6 Stunden täglich
- Anspruch auf eine reduzierte Rente
Die Höhe der Rente richtet sich nach den bisherigen Rentenpunkten und Versicherungszeiten.
Befristung und Weitergewährung
Erwerbsminderungsrenten werden häufig zunächst befristet (z. B. für 2 oder 3 Jahre). Eine Verlängerung ist möglich, wenn sich der Gesundheitszustand nicht verbessert.
In manchen Fällen kann die EM-Rente auch unbefristet gewährt werden – insbesondere, wenn keine Besserung zu erwarten ist.
Formularpaket Rente 2025: Was ist neu?Rentenhöhe: Wie viel bekommt man?
Die Rentenhöhe hängt ab von:
- den gesammelten Entgeltpunkten
- der Art der Erwerbsminderung
- der Zurechnungszeit (d. h. fiktive Weiterzahlung bis zum Renteneintritt)
Im Schnitt liegt die volle Erwerbsminderungsrente bei etwa 950–1.200 € brutto monatlich (Stand 2025).
Antragstellung – So geht’s
Der Antrag sollte frühzeitig gestellt werden – idealerweise, sobald klar ist, dass die Arbeitsfähigkeit dauerhaft eingeschränkt bleibt.
Sie benötigen:
- Formular R0100
- Ärztliche Unterlagen, Diagnosen, Reha-Berichte
- Versicherungsverlauf
Antragstellung möglich:
- Online über www.eservice-drv.de
- Persönlich in der Beratungsstelle
- Schriftlich per Formular
Was tun bei Ablehnung?
Wird der Antrag abgelehnt, haben Sie die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen – innerhalb eines Monats nach Bescheid.
Häufige Gründe für Ablehnung:
- Fehlende medizinische Nachweise
- Nicht erfüllte Wartezeiten
- Gutachten widerspricht ärztlicher Einschätzung
Tipp: Holen Sie sich Unterstützung durch eine Rentenberatung oder einen Sozialverband.
Fazit – Ihre Rechte nutzen
Die Erwerbsminderungsrente ist eine wichtige Absicherung, wenn gesundheitliche Einschränkungen das Erwerbsleben unmöglich machen. Wer die Voraussetzungen kennt und gut vorbereitet in das Verfahren geht, erhöht die Chancen auf eine Bewilligung.
Nutzen Sie professionelle Beratung, sammeln Sie alle Nachweise und stellen Sie den Antrag rechtzeitig.
Download: Formulare zur Kontenklärung